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„Expats“ in Dakar

Ich sende euch diese Nachricht aus Dakar, der Hauptstadt Senegals. Ich bin hier untergekommen mit einem Couchsurfing Host der ursprünglich aus Dänemark kommt. Jetzt arbeitet er schon seit mehreren Jahren in Westafrika erst für einige NGOs und jetzt für die Vereinten Nationen. Hier in Dakar wohnen sehr viele „Expats“. Sie treffen sich gerne in bestimmten Clubs oder am Strand mit ihren anderen Freund*innen aus der „Expatszene“ und wohnen in schicken Apartmenthäusern.

Ich bin hier her gekommen um mich auf die bevorstehende Reise nach Mali und Guinea vorzubereiten. So wie es gerade aussieht kann ich eigentlich mal schön die Fresse halten, anstatt hier irgendwas zu kritisieren, weil ich ganz absichtlich und voller Freude gerade hardcore von dem Luxus hier profitiere. Hab bei dem Couchsurfer mein eigenes Zimmer mit eigenem Badezimmer, nem dicken Wohnzimmer und ner noch fetteren Dachterrasse mit sweetem Ausblick. Während ich diesen Text schreibe wuselt im Rest des Appartements die unglaublich nette Senegalesische Haushaltshilfe rum, die hier 2 mal die Woche zum putzen vorbei kommen. Als ich heute morgen das Haus verlassen hab um Frühstücken zu gehen, hat sie währenddessen mein Bett neu bezogen, das Zimmer aufgeräumt, das Bad geputzt und meine Wäsche gewaschen. läuft bei mir.

Ja und?

Das Problem ist halt dass diese Haushaltshilfe safe sich kein schickes Appartement mit ner Haushaltshilfe leisten kann. Dakar widert mich auf ne Art so kontinuierlich an, weil in dieser Stadt unser westliches Luxusleben mit dem durchschnittlichen Lebensstandart in Westafrika koexistiert. Auf ne Art ist die Stadt ziemlich mutig, die Ungleichheit der Menschen großzügig zu akzeptieren und einfach nicht so kritisch zu sein. Normalerweise ist das schön geographisch getrennt zwischen Europa und Afrika und wir machen uns keine großen Gedanken drüber. Ich wünschte ich könnte euch berichten, dass die weißen Menschen die ich hier kennen gelernt habe, sich auf Grund ihrer offensichtlich privilegierten Position in der Verantwortung sehen sich mit ihren Rassismen und ihrer Position auseinander zu setzen, aber ist mir bis jetzt nicht begegnet.

Anderenfalls müsste mensch zu aller erst mal den Begriff „Expat“ extrem kritisch betrachten. Warum ist es denn so, dass alle Menschen die aus der westlichen Welt nach Afrika kommen „Expats“ genannt werden, aber die Afrikanischer*innen die nach Europa kommen „Migranten“ sind? Wikipedia klärt auf:

„The varying use of these terms for different groups of foreigners can thus be seen as implying nuances about wealth, intended length of stay, perceived motives for moving, nationality, and even race. This has caused controversy, with many asserting that the traditional use of the word has had racist connotations.“

Der Begriff ist also 1A ein rassistischer Begriff. Sogar Wikipedia sagt das, finde ich muss mensch jetzt kein Genie sein um darauf zu kommen. Trotzdem wird er hier liebend gern benutzt. Wer will denn schon an einem „Immigrant-Beach“ baden gehen, wenn „Expat-Beach“ viel schöner klingt. Mein CS Host hat sich in über 10 Jahren darüber übrigens noch keine Gedanken gemacht. Senegalesische Freunde hat er übrigens auch nicht… Er arbeitet so viel… In Ländern wo die Menschen Alkoholt trinken sei es ihm leichter gefallen Leute kennen zu lernen, da hätte ihn ab und an mal Nigerianer an der Bar angequatscht und sie seien ins Gespräch gekommen. Ja top denk ich mir da so, was fällt den Senegales*innen eigentlich ein sich ihren Immigranten nicht in ihrer Kultur an zu passen.

ähhh sorry. Den „Expats“ mein ich.

Das dumme ist, ich mag meinen Host und finde ihn auch ansonsten nen sehr reflektieren Menschen. Er war schon in allen möglichen Ländern der Welt, kennt sich geopolitisch extremgut aus und soweit ich das einschätzen macht er auch keinen schlechten Job in der UN. Er ist einer der besseren.. Ohne Witz als ich am „Expat-Strand“ war und mir paar weiße bodybuilder cis-männer beim Volleyballspielen anschauen musste kahm mir echt das kotzen weil (und ja ich weiß das sind alles meine eigenen Vorurteile) ich echt gedacht hätte, dass mir diese Typen hier erspart bleiben. Bei meinem Host war ich noch überrascht wenn er mit semi-rassistischen und eindeutig-sexistischen Aussagen um die Ecke kahm aber an dem Immigrant-beach wundert mich gar nix mehr. Ich kann es nicht beschreiben aber es würde mich mal interessieren wie die Reaktion in Deutschland so wäre wenn die Migranten sich so benehmen würden. Kein Plan ob man das so vegleichen kann, vielleicht fällt es mir hier auch einfach deutlicher auf, weil es hier die Gruppe betrifft, zu der ich als zugehörig wahrgenommen werde.

Also wenn ihr wie ich eine mentale Liste von Euphemismen führt könnt ihr jetzt ein neues Wort eintragen: „Expat“. Könnt ihr gleich hinter „Bacon“ und & ChickenNuggets schreiben. Und wenn ihr mal einer Person begegnet die sich selbst als Expat bezeichnet, könnt ihr ja mal nachfragen wie sie das begründet. Ist sehr unterhaltsam, versprochen.

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